Lehrer-Talk, das sind Junus und Tobi.

Junus

Jung und dynamisch. 😎 Junus in 33 Worten (geht das?): Seit 2011 im Schuldienst. Erfahrungen an zwei Gymnasien und einer KGS. Fächer, die die Welt in den Angeln zusammenhalten: Politik-Wirtschaft und ev. Religion. Familienmensch: 3 Kinder. Der Pragmatiker auf der Suche nach Einblicken.

Ungerechtigkeit wahrzunehmen führte dazu, mich für das Politische und das große Ganze zu interessieren. Und ja, hinter dem Junus steckt ein sogenannter Migrationshintergrund. Insofern war mein familiär anerzogener Blick immer politisch-religiös und Bildung galt als Weg zum Erfolg. Ich merkte schnell, dass ich mir die politischen, religiösen und philosophischen Themen am liebsten gemeinschaftlich angeschaute: Mein Ansporn, Lehrer zu werden, war, mit den Schülern den Blick über den Tellerrand zu wagen.

Nie nur Schema F. Zu Beginn der Corona-Zeit hatte ich mir überlegt, dass jetzt die gesellschaftliche Offenheit für Veränderung am größten ist. Viele Ideen, die sich eher an die Schüler direkt richteten, verwarf ich dann aber doch. Ich wollte mich lieber gemeinsam auf den Weg begeben und viele Dinge neu anschauen. Der Podcast mit Tobi ist für mich dieser Weg. Gleichzeitig fühlt man sich wie auf einer digitalen Spielwiese.

Unverstanden. Standardreaktion von Lehrern im Privatleben: „Nö…nicht schon wieder über Schule reden.“ Das kann ich verstehen, wenn man über Klatsch und Tratsch sowie über (Schul-)Stress redet…aber Grundlegendes wie die „Schulstrukturierung in Fächer“ und „den Schüler ganzheitlich wahrnehmen“ waren für mich schon immer spannend. Bildungsthemen und -diskussionen sind immer Diskussionen über die eigene Gesellschaft. Lehrer-Talk…der bessere Lehrerstammtisch?

Schule kann ich mir auch anders vorstellen. Manchmal erhoffe ich mir mehr Abstand von festen Strukturen, mehr individuelle Freiheit. Wie schön wäre es doch, wenn der curriculare Druck ein wenig geringer wäre, um den Schüler mehr als Menschen wahrnehmen zu können. Kann ich mich und die Schüler davon befreien? Manchmal gehe ich andere Wege, z.B. beim Unterricht im Wald oder bei ausführlicheren Planspielen.


Tobi

Tapfer. Seit 2009 Erfahrungen an zwei Gymnasien und einer IGS. Musik, Religion, Mathe. Ehemann. Vater. 4 Kinder. Musiker. Saxophonist. Spirituell-Findender. Pädagogisches Motto: Mittelweg zwischen idealistischen Träumereien und harter Realpädagogik.

Oder mögt ihr es gerne ausführlich? Ich bin Mitte dreißig, verheiratet und habe vier Kinder. Lehrer wollte ich schon seit der 9. Klasse werden. Allerdings hatte ich ein etwas blumiges Bild von diesem Beruf, da ich keine Lehrer in meiner Familie oder engerem Freundeskreis verbuchen konnte. Mit jedem Jahr mehr in der Schule häuften sich meine Fragen rund um Schule und Unterricht: Sind Schulnoten gerecht und wirklich vergleichbar? Sind Gymnasien noch zu halten? Welches Schulsystem ist das beste? Wie motiviere ich meine Schüler? Ist Bildungsgerechtigkeit zu schaffen oder Utopie? Welche Unterrichtsformen sind wirklich gut?

Bald schon brachten diese und weitere Fragen mich teilweise zur Verzweiflung. Die schlimmste Beobachtung die ich machte: Schulbildung wird in Deutschland häufig nicht wertgeschätzt. Das schlägt sich nieder in fehlender Wertschätzung der Schulpolitik, der Schulen, der Lehrkräfte, des Unterrichts. Und das Schlägt zurück auf die Wertschätzung der Schüler, der Gesellschaft. Ist da was Wahres dran oder ist das nur meine persönliche subjektive Wahrnehmung? Woran kann das liegen?

In diesem Podcast habe ich das für mich passende Format gefunden, diesen und weiteren Fragen nachzugehen. Ich führe gerne tiefgründige und ehrliche Gespräche. Dabei möchte ich von meinen Gesprächspartnern lernen und gleichzeitig meine Erfahrungen aus der harten Praxis weitergeben. Dieser Podcast ist für mich zugleich künstlerisches Hobby, persönliche Fortbildung und Reflexion meiner Gedanken. Und ich freue mich darüber, wenn du als Hörerin oder Hörer auch ein paar Gedankenanstöße aus unseren Gesprächen mitnehmen kannst.