Warum und wie sind wir Lehrerin und Lehrer geworden? Wir erzählen aus unserer Schulzeit und wie sie uns als Lehrerin und Lehrer heute noch prägt.
Außerdem fragen wir: Leistet die Lehrerinnenausbildung, was wir jetzt wichtig finden? Brauchen wir Persönlichkeitstests? Muss ein/e Lehrer/in gut aussehen? Wenn sich Schüler in Lehrerinnen verlieben…
Mach mit beim Talk! Welche negativen und positiven Erlebnisse Deiner Schulzeit haben Dich geprägt? Wir freuen uns über Deine Schulgeschichten unten in den Kommentaren oder auf twitter oder instagram.
Danke @ottokraz! Fantastische Botschaft im Bild! 🤩
„Schon wieder Otto Kraz?“ meinen jetzt vielleicht manche Hörer/innen. Ich oute mich mal. Ja klar, ich kenne die beiden Talker. Und ich habe 35 Jahre am Gymnasium unterrichtet. Mathe, Physik, Geo. Ich war jahrelang Schulentwickler. Und bekomme diesen Talk immer ganz schnell, um reinzuhören. Habe früher Referendare betreut. Und Referendarskurse gegeben. Für mich war Schule echter Lebensraum. Habe mich berufslebenslang richtig wohlgefühlt. Mein Beruf war sehr gesund für mich. Bis zur Pensionierung. Ich brenne tatsächlich noch immer für die Weiterentwicklung dieses Lebensraums. Dieser Talk könnte vielleicht für manchen das Maß für die Berufswahl sein. Der Lehrerberuf kann für den einen sowas von stressig sein und sehr ungesund und furchtbar, aber für den anderen auch extrem lebensprall und gesund. Bei genau gleichen Bedingungen. Man sollte deshalb Lehrer vielleicht nur dann werden, wenn man bis zur Pensionierung lebensprall Lehrer sein kann. Gesund bleiben und nicht nach 20 Jahren verbittert werden. Und krank.
Mein Tipp als alter pensionierter Schulmeister wäre für alle Referendare und -innen: Hört euch bitte diesen dritten Talk von Jessi und Tobi an. Genau so funktioniert gesunde Schule für Lehrpersonen. Keine Ahnung, wie ich das ausdrücken soll: Die beiden drücken so viele wirklich großen Wahrheiten von Schule locker talkend aus, dass ich mal wieder hell begeistert bin. Nicht weil ich die beiden kenne. Sondern weil ich früher als Ausbildnern von Referendaren genau diesen Talkbeitrag als zentralen Pflichttalk eingeführt hätte. 😎😎
Hui, Otto, was du da schreibst bringt mich echt ins Grübeln. Aber vielen Dank erst einmal.
Hätte mir unser Talk als Referendar geholfen? Ich weiß es nicht. Wenn du das sagt, stimmt es hoffentlich… Ich habe bereits beide Seiten die du beschreibst kennen gelernt. Einmal die extrem lebenspralle und gesunde Seite und dann aber leider auch die sehr ungesunde und furchtbare. Und jedes Schuljahr kommt mir vor wie ein neues Spiel, neues Glück. Es ist dann gar nicht immer so leicht für mich herauszufinden, warum ich entweder Bäume ausreißen könnte oder verbittert werde. Manchmal gibt mir dann meine Frau einen Tipp und sagt z. B.: „Es ist immer der Donnerstag, der dich runter reißt.“ Und dann gehe ich in die Metaebene und verstehe plötzlich, was da auf der Beziehungsebene abläuft… Glücklicherweise finde ich immer schneller die richtigen Stellschrauben. Und ja, vielleicht sprechen wir einige davon in unserem Talk an. Dem könnten wir vielleicht weiter nachgehen…
Lieber Tobi
Ich muss das wohl noch etwas nachlegen. Ich meinte: Euer Talk würde manchen Referendaren helfen, sich klarzumachen, wie hochkomplex der Lehrerberuf ist. Eben nicht nur Wissensvermittlung. Und wie viel Beziehungs- und Kommunikationsarbeit dabei notwendig ist. Also für Referendare eher ein Hinweis nach dem Motto: Upps, dann überlege ich mir vielleicht doch noch mal, ob das denn wirklich die richtige Entscheidung ist. Und dann: Wer so denkt wie ihr, der hat natürlicherweise seine Donnerstage. In manchen Jahren mehr, in manchen weniger. Weil man mit Beziehungs- und Kommunikationsarbeit Leben im Unterricht zulässt. Und das ist manchmal heftig. Ich hatte noch kurz vor meiner Pensionierung Donnerstage, an denen ich mich gefragt habe, ob ich eigentlich den richtigen Beruf gewählt habe. An denen ich mich danach gesehnt habe, so ein Kollege zu sein, der ein Fach unterrichtet und nicht Menschen. Der die Menschen ruhig und still hält – mit der nötigen Strenge, mit dem Abstand und dem üblichen Druck – und dann locker und leicht mit dem Stoff durchkommt, den man vorbereitet hat. Das schien mir an manchen Donnerstagen viel effektiver zu sein. Nervenschonender und zufriedenstellender. Ruhiger allemal. Ich habe mich an solchen Donnerstagen manchmal einen Schülerberater geschnappt (Ja ich habe mir immer Berater/innen in Gestalt von Oberstufenschüler/innen aus meinem aktiven außerunterrichtlichen Projektfeld ins Boot geholt, die ich fragen konnte, ob ich eigentlich richtig liege mit meiner Vorstellung von Pädagogik) um mich wieder zu stabilisieren. Um mir immer wieder vor Augen zu führen, dass es nichts bringt, wenn ich meinen Stoff runterbeten kann, aber viele Schüler/innen bekommen nichts mit, weil sie zumachen. Erzeugen Wissenslücken. Es geht doch nicht um meinen vorbereiteten Stoff. Es geht darum, dass dieser Stoff in den Köpfen ankommt. Mit lebensprall meine ich eben auch genau die Donnerstage. Leben besteht eben nicht nur aus den Sonnentagen. Meine These: Wer als Lehrer ohne den Fokus auf Beziehungs- und Kommunikationsarbeit arbeitet, der erlebt einen sehr, sehr anstrengenden Job der Wissensvermittlung ohne die wunderbaren Montage, Dienstage, Mittwoche und Freitage. Die das Wochenende und die Ferien versüßen. 😎😎 Und einen gesund bleiben lassen. Auch wenn man sich donnerstags manchmal heftig krank fühlt. Otto
Danke, dass Du noch mal nachgelegt hast. Das sind echt gute Stellschrauben, die du ansprichst. Die Idee „Schülerberater“ gefällt mir besonders gut.
Inspiriert durch diesen #podcast von @lehrer_talk habe ich mal zurück gedacht (Schlaudeutsch: reflektiert 😄), ob es diesen einen / diese eine ganz besondere Lehrer*in in meiner lange zurück liegenden Schul“Karriere“ gab … und ja! Frau G. war in der 3. und 4. Klasse meine Klassenlehrerin. Sie war herzlich, manchmal laut (positiv laut), ein bisschen streng, zugewandt und hat in absolut jedem Kind ein Talent entdeckt, uns individuell gefördert und gefordert (lange bevor innere Differenzierung ein Thema war). An Wandertagen sind wir zu ihrem kleinen Bauernhof gelaufen, haben im Heu geschlafen und im Garten gegrillt. Als in der weiterführenden Schule, nach ihrer Zeit als Klassenlehrerin, eine Mitschülerin starb, war sie es, die alle Freunde zusammen getrommelt und die Trauer begleitet hat. Wenn ich darüber nachdenke, wer als Lehrerpersönlichkeit mein großes Vorbild ist, dann denke ich unweigerlich an Frau G. 😍🏳️🌈 Sie hatte es absolut drauf, der Beziehungsebene alles andere unterzuordnen.
Wow, das ist so eine schöne und inspirierende Geschichte! Vielen Dank dafür! 😍